Rodolfo Halffter

*  30. Oktober 1900

†  14. Oktober 1987

von Hubert Daschner

Essay

Auf die Frage von Antonio Iglesias, ob er als junger Komponist auch atonale Werke geschrieben habe, antwortete Rodolfo Halffter, für den um 1920 Schönbergs Harmonielehre eine „große Entdeckung“ gewesen war: „Ja. Meine ersten Skizzen und Entwürfe waren insgesamt so konzipiert“ (Iglesias 1979, 61). Dazu gehörte zweifellos das Klavierstück Naturaleza muerta [Stilleben] (1922), dem insofern eine besondere Bedeutung zukommt, als es die erste Komposition von ihm war, die aufgeführt (28.März 1922), rezensiert und anschließend gedruckt wurde (in der von Juan Ramón Jiménez herausgegebenen Zeitschrift Sí). Nach eigenen Angaben ging die Anregung zu diesem Klavierstück von einem kubistischen Bild aus. Wer die weitere kompositorische Entwicklung Halffters kennt, mag schon in diesem „ensayo“ [Versuch] die überlegt formende Hand des späteren Komponisten erkennen. Ein um die Achse h1 gebauter Grundgedanke wird erst unbegleitet vorgestellt, bevor er seine neuartige Harmonisierung erfährt (Nbsp.1). Die formgebenden vier Takte des Beginns kehren auch in der anschließenden Weiterentwicklung wieder, bis das Stück mit einer Variante des Beginns seinen liedhaften Abschluß erhält.

Nach der wohlwollenden Kritik von Adolfo Salazar („ein Stück von einer Qualität, wie sie selten Frühwerke so junger Komponisten auszeichnen“, El Sol, 29.März 1922, zit. ...